Irlands zerklüfteter Westen - 1 -

Von wilden Wellen umspült - Connemara

The very name Connemara seemed too rich for any ordinary place -
Louis MacNeice, poet

Connemara - das ist eine verheißungsvolle Melodie. Darin klingt das Heranrollen der Meereswellen und ihr Zersprühen an schroffen Felsen - und die nachfolgende Stille. Connemara, das setzt Phantasien über vergangene Zeiten und alte Mythen frei.

Etliche Schriftsteller haben ihre Spuren hier am westlichen Rand der grünen Insel hinterlassen, wie Graham Greene, der sich in den späten 40er Jahren mehrmals auf Achill Island aufhielt. Seine amerikanische Geliebte Catherine Walston hatte ein Feriendomizil in Dooagh. Greene gefiel das Inselleben, das er in seinen Briefen und Tagebucheinträgen an verschiedenen Stellen beschreibt. Hier soll er den Roman "Das Herz aller Dinge" fertig gestellt und Teile des Romans "Kleines Herz in Not" geschrieben haben.

Oscar Wilde hat diese Region als "wilde Schönheit" bezeichnet.  Etliche Schriftsteller und Künstler sind in Westport House als Wachsfiguren verewigt. (s.u.)

Die Freunde holen mich am Bahnhof in Westport ab. Sie haben mich eingeladen in ihr Ferienhäuschen: Ein zweihundert Jahre altes Cottage mit schiefen Böden und Torffeuer im altertümlichen Kamin. Hier verbringen wir gemeinsam eine Woche. Sie kennen Irland gut, im Gegensatz zu mir.

 

Das reetgedeckte Cottage liegt in der Nähe von Westport in absoluter Abgeschiedenheit und ist nur über einen unbefestigten Weg zu erreichen. Umgeben von grünen Hügeln und blühenden Hortensien schmiegt es sich in diese Landschaft.  Es ist Sommer, aber es ist kühl und auf unsere Rundfahrten nehmen wir immer einen Regenschirm mit. Irland ist nicht umsonst überall grün.

Westport House

Einer unserer ersten Besuche gilt Westport House.

Eigentümer von Westport House war fast 300 Jahre lang - bis zum Januar 2017 - die Familie Browne. Mit John Browne III. (1638–1711) begann die Dynastie. Der erfolgreiche Rechtsanwalt heiratete Maud Bourke, Tochter des 3. Viscount Mayo und Ururenkelin der berüchtigten Piratenkönigin Grace O’Malley.

Grace O'Malley, so der englische Name der irischen Piratin und Clanchefin, war eine Zeitgenossin von Königin Elisabeth I. von England. Um das Leben der beiden wohl mächtigsten Frauen in Europa zu dieser Zeit ranken sich zahlreiche Legenden und Geschichten.

Im 16. Jahrhundert hat die Piratenkönigin Granuaille (die irische Bezeichnung von Grace O'Malley) die Kontrolle der Gewässer übernommen, die sie von ihren Stützpunkten auf Achill und Clare Island aus durchführte. Alle Schiffe, die diese Gewässer durchqueren wollten, mussten Abgaben zahlen. Wegen ihrer kämpferischen Tapferkeit wurde sie bewundert, nicht zuletzt auch deswegen, weil ihre Abenteuer und Gefechte letztendlich die Autorität der britischen Regierung in dieser Zeit untergruben. Ihrem Konterfei begegnet man überall in Connemara.

Westport House: Viele Originalstücke sind hier zu sehen, Zimmereinrichtungen, Kinderspielzeug, viele alte irische Bücher. Sogar ein komplett eingerichtetes Badezimmer.

 

Westport House: Eine illustre Dichterrunde in Wachs ist um einen Tisch gruppiert, die die irische Literatur sowie musische Künstler darstellen, darunter William Butler Yeats, Lady Gregory und Alfred Lord Tennyson.

 

Fortsetzung: Siehe "Irlands zerklüfteter Westen" Teil 2 (Heinrich Böll auf Achill Island) und 3 (John Wayne in Cong)